Was in einem Jahr alles passieren kann, ist einfach nur der Wahnsinn - ich bin ziemlich sprachlos (und das passiert nicht so oft 😀 )
Ich versuche es mal chronologisch 🙂
Anfang April 2021:
Gretel und ich haben gemeinsam die wundervolle Mastermind-Gruppe Smash it! gegründet. Seit einem Jahr begleiten wir spannende selbstständige Frauen auf ihrer Reise zur erfolgreichen Unternehmerin!
Was für ein Ritt dieses Jahr 🙂 Ich bin so dankbar für jeden Moment, jede Frau die mit uns reist und natürlich besonders meine zweite Business-Hälfte Gretel!
7. April 2021: Wir reisen nach Schweden, für 7 Monate haben wir ein Haus gemietet und wagen das Abenteuer, von dem wir lange dachten, dass das nur für andere geht und bestimmt für uns nicht!
Ob das gut gehen wird? Keine Ahnung!
Ob uns langweilig wird im Wald? Kann sein!
Ob wir uns als Paar auf die Nerven gehen? Mit Sicherheit!
Ob mein Business wirklich 100% online geht? Ich glaube - aber weiß es nicht!
2021: Das Jahr der vielen gesprochenen Worte. Es sind 151 Folgen Podcast entstanden - aktuell sind es bereits 190 Impulse für eine erfolgreiche und schöne Selbstständigkeit!
Wahnsinn, wenn ich darauf zurückblicke bin ich ganz schön stolz! Yes. Ich. Bin. Stolz. Auf. Mich. Auf. Uns.
Im November 2021 kaufen Kalle & Ich unsere kleine Villa Froschewitz - unser mukkeliges Häuschen an der Ostküste Schwedens, direkt vor dem Schärengarten. Unsere Räuberhöhle.
Was als Sommerhäuschen gedacht war, entpuppte sich schnell als unsere große Liebe. Wir haben fast den ganzen Winter hier verbracht, Erfahrungen gesammelt, von denen ich nie gedacht hätte, dass ich sie jemals machen werde.
War das geplant? NO!
Wir hatten eine Checkliste für ein potentielles Traumhaus. Dort standen folgende 10 Punkte:
Was meinst Du, wie viele Punkte hat unsere Villa Froschewitz?
Null. Ganz genau Null!
Es ist ein winziges Haus in the f*** middle of nowhere. Mit miesem Internetempfang. Niedrigen Decken. Keinem Badezimmer. Aber so viel Potential und Liebe!
Warum haben wir es gekauft? Weil wir uns so lebendig, frei und wohl an diesem Ort fühlen wie vielleicht noch nie in unserem Leben!
Was habe ich gelernt, in diesem Entscheidungsprozess?
Es ist wichtig, gerade als Selbstständige Unternehmerin, sich klare Ziele und Wünsche zu formulieren und an diesen zu arbeiten.
Es ist wichtig, sich nicht in Ausreden, Unklarheiten und Schwammigkeit zu verlieren.
UND es ist wichtig, das Leben zu sehen und mit ihm zu gehen.
Nicht die Augen zu verschließen und in den Ziel-Tunnel zu gehen. Das macht mich unfrei und eng.
Ich habe meinen Geburtstag am 06. Dezember 2021 am kältesten Nikolaus Tag seit 35 Jahren in Schweden gefeiert. Ja, seit 1986 - meinem Geburtsjahr 🙂
Minus -19 Grad und Winterzauber haben mir einen der schönsten Tage meines Lebens beschert!
Heute ist der 2. Mai. Unser Schweden-Abenteuer rundete sich bereits zum Einjährigen. Genau wie unsere Mastermind-Gruppe SMASH IT!
Ich war 10 Tagen ganz alleine in Schweden. In the middle of nowhere. Ich kann kein anderes Haus sehen. Kein Licht. Keine Laterne. Keine Autos.
Ich habe kein warmes Wasser aus dem Hahn, ich muss jeden Morgen die Öfen anwerfen und habe im Haus morgens nur noch 10-12 Grad. Und ich bin alleine.
Und stelle mich einer weiteren Angst und einem Glaubenssatz über mich selbst, den mein Kopf noch vorrätig hat: ich kann nicht alleine sein.
Also, ich kann nicht RICHTIG alleine sein. Ich bin abhängig von anderen und kann sowas nicht.
Diese Überzeugung begleitet mich schon lange. Sehr lange. Und hat mich lange in einer Millionenstadt leben lassen, obwohl ich eigentlich woanders sein wollte. Obwohl es sich nach Käfighaltung und Einsamkeit anfühlte bin ich geblieben - zum Großteil wegen dieses Satzes.
Und während ich schreibe schießt mir noch ein Jubiläum in den Sinn, welches ich feiere in diesen Tagen.
Vor 6 Jahren, am 30.03.2016 bin ich aus der psychosomatischen Klinik entlassen worden. Dort wurde ich fast 3 Monate behandelt.
Diagnose: Generalisierte Angststörung, mittelgradige Depression, Suchtstrukturen und dependenten Persönlichkeitsstrukturen.
Was hätte mein ICH gesagt, wenn Du mir damals skizziert hättest, wo ich heute bin? Wie sich mein Leben heute anfühlt?
Ich hätte Dir so den Vogel gezeigt. Ich wäre wütend geworden, weil ich Dir vorgeworfen hätte, dass Du mich nicht ernst nimmst. Das Du keine Ahnung davon hast, wie schwer das Leben für mich mit dieser Diagnose ist. Das ich das alles einfach nicht KANN.
Ich bin so unendlich froh, dass da diese kleine Rebellin in mir wohnt.
Die, die gerne Dinge in Frage stellt.
Die, die sich nicht einfach zufrieden gibt.
Die, die nervt und zu viel ist.
Die, die immer nochmal nachfasst, ob das wahr ist.
Die, die provoziert, weil sie echte Beziehungen leben will.
Die, die sich selbst schon oft neu erfunden hat.
Diese Rebellin hat irgendwann entschieden, ohne das es ein bewusster Prozess war: nein!
Nein, das möchte ich nicht.
Ich bin nicht meine Angst.
Sie ist Teil von mir. Ich bin Teil von ihr.
Wir sitzen in einem Vehikel.
Wir brauchen einander.
Ich brauche sie, um achtsam zu sein. Wachsam. Hellhörig und -fühlig.
Ich bin es aber nicht. Ich bin nicht Angst.
Ich bin nicht meine Diagnose.
Ich bin Laura. Roschi. Olga. Das Känguru. Ich bin verschiedene Rollen, Personen.
Die erfolgreiche Unternehmerin. Die ängstliche Person. Die Zweifelnde. Die Rastlose. Die sehr Glückliche und die manchmal am Boden liegende.
Das bin ich. Here I am!
Und ich weiß nicht, wo es noch hinführt.
Ich weiß es nicht - und das ist gut so.
Denn wenn ich gewusst hätte, wo ich heute stehe, hätte mir das so viel Angst gemacht, das ich nicht gegangen wäre.
Mein Geheimnis ist das UND.
Ich habe Ängste und bin mutig.
Ich führe eine tolle Beziehung und habe tiefe Krisen.
Ich bin erfolgreiche Unternehmerin und zweifle an mir und meiner Tätigkeit.
Ich verbringe gerade viel Zeit in Schweden und liebe Hamburg, die Kanaren und Italien!
Ich liebe Hunde und habe einen Kater 😀
Ich werde ein Buch schreiben und habe keine Idee wie das gehen soll.
Ich führe tiefe, nahe und intime Beziehungen und grenze mich ab.
Ich liebe meine Tätigkeit und denke manchmal darüber nach, alles hinzuschmeißen.
Ich liebe die Einsamkeit und mir fehlt die Stadt manchmal.
Ich bin so sackfroh, dass ich irgendwann wirklich erkannt habe, dass das UND der Unterschied ist.
Ich habe jahrelang versucht, mich zu entscheiden.
Eins zu sein und dabei zu bleiben.
Nicht so wackelig.
Nicht so unentschlossen.
Nicht so anstrengend.
Nicht so viel.
Doch weißt Du was?
Wenn ich mich hätte entscheiden müssen, dann wäre es mir nur möglich gewesen, mich für die Angst zu entscheiden. Dann wäre ich für die Angst gegangen.
Für meine Diagnose. Für die Laura, die halt nunmal Angst hat.
Denn es war so präsent. So laut. So da.
Als ich Begriffen habe, dass es keine Weggabelung ist, an der ich mich entscheiden muss.
Das wird mir erzählt. Aber das ist nicht wahr.
Das Leben ist ein Wald, eine Wiese, ein Strand. Und ich kann überall langgehen.
Manchmal laufe ich gegen Bäume.
Manchmal muss ich Umwege gehen, weil ein Fluss im Weg ist.
Manchmal stehe ich einfach nur am Meer und gucke in die Weite.
Das Leben ist kein Weg, der eine Gabelung hat an der ich nur noch eine sein kann.
Versteh mich nicht falsch: ich bin absolut FÜR Entscheidungen und GEGEN Wischiwaschi und Aussitzen.
Ich bin pro-aktiv und gegen abwarten und das Leben nur geschehen lassen.
Ich bin Selbstwirksamkeits- und Handlungsfähigkeits-Fan!
Mein Leben hat mich allerdings gelehrt, dass das oder (A oder B) an sogenannten Gabelungen viele Menschen erstarren lässt. Und Entscheidungen erschwert.
Denn an dieser Gabelung stehen zehntausende Menschen.
Wie das Reh im Scheinwerferlicht.
Wie das Kaninchen vor der Schlange.
Denn auf einem Schild steht Angst. Und auf dem anderen Mut.
Und wer voll mit Angst ist, kann sich nicht für den mutigen Weg entscheiden.
Mein Tipp nach vielen Jahren an dieser Kreuzung:
Dreh Dich um. Wisse um Angst & Mut in Deinem Rücken, als zwei kraftvolle Unterstützer.
Und dann geh Deine Schritte, die nach Dir rufen!
Fotocredits @feuerquell Fotografie - Jakob Prößdorf
Sehr sehr spannend. vielen dank für die mutigen Einblicke
Laura, dieser Bericht hat mich zutiefst berührt und beeindruckt. VIELEN DANK FÜR DEIN VERTRAUEN UND DEINE OFFENHEIT!
Wir waren zeitgleich "interniert" zur psychotherapeutischen Behandlung. Die Liste meiner Diagnosen war entmutigend. Und wie du habe ich beschlossen, dass sie nicht "Ich" sind. Die Diagnosen. Die Ängste. Die Depressionen. Die Störungen.
Wir haben das Recht und die Verantwortung dafür, so gesund wie möglich zu sein.
Du hast schon so viele Schritte in diese Richtung getan! Ich auch.
Ich bin stolz auf uns und wünsche uns viele weitere Fort-Schritte!
Auf dem Weg zu Glück, Freiheit und Liebe
Dir und Kalle viele liebe Grüße von DER Insel 🙂
Liebe Laura,
ich lese gerade diesen Beitrag von dir und bin sehr berührt. Das ist wunderbar geschrieben und da steckt so vieles drin.
Fast 7 Jahre liegt unser Kennenlernen und Kontakt nun schon zurück und ich befinde mich in einer Lebensphase, in der mir das, was du beschreibst, nur all zu gegenwärtig ist. Danke von Herzen für deine Worte und Gedanken und das Gefühl, damit nicht alleine zu sein.
Fühle dich herzlichst umarmt, Franzi.
Liebe Laura,
ich habe schon seit einigen Tagen deinen Beitrag als Tab offen - mein Hirn ist wie ein Browser mit zig Tabs offen. Aber ich wusste, dass ich deinen Blogbeitrag in Ruhe lesen möchte. Das tat ich eben mit einer großen Tasse Tee.
Ich bin berührt und rufe "JA MAN!". Diagnosen machen Angst, Angst macht Angst.
Und baut vor allem viele Glaubenssätze auf, was wir denken, wer oder wie wir sind. Mir macht es Mut, deine Geschichte zu lesen. Meinen Mut inspiriert sie, wie eine kleine Ritterin in mir "Attacke! Auf ins Leben!".
Danke für dein Wirken, Schreiben und ganz viel sein!
Hey, das ist eine wunderbare Geschichte, die du da erzählst Laura, danke dir! SMASH!
Henriette
Liebe Laura,
Vertrauen ist mir auch so wichtig.
Und dein Spruch: "Kontrolle ist gut - Vertrauen ist schöner" gefällt mir sehr. Diese Formulierung merke ich mir.
Der ganze Blogbeitrag ist so inspirierend. Danke dafür.
Liebe Laura
eine bewegende Geschichte. Ich erkenne mich selbst in Dir, in Deiner Geschichte. Auch mein Vertrauen in mich hat mich meine Diagnose der generalisierten Angstörung vor vielen Jahren nicht einfach annehmen lassen. Mein innerer Antreiber, der der gesagt hat, du kannst und brauchst doch nicht damit leben, haben mich zu meiner persönlichen und emotionalen Freiheit gebracht. 🤍
Ich bin mittlerweile sehr glücklich und lebe ein tolles Leben! „Arbeite“ in meiner Leidenschaft und begleite Menschen denen es ähnlich geht, wie mir einmal.
Danke für das Teilen Deiner Geschichte. Ich empfinde es als so wichtig damit in die Welt zu gehen. Dein Weg, mein Weg, der vieler Menschen aus der Angst ist die Zuversicht und Motivation derer, die da noch nicht rausgefunden haben.
Herzliche Grüße aus Hamburg,
Synke ☀️