Wenn die Angst mit zur Arbeit kommt: 3 Tipps für den Umgang mit Panikattacken bei der Arbeit

Du bist im Büro. Im Meeting. Im Auto auf dem Arbeitsweg im Stau. Bei einer Präsentation. Auf einer Konferenz. Auf dem Weg zum Bahnhof. In einer Menschenmenge. Dich überkommt ein ungutes Gefühl. Dein Puls wird schneller. Die Atmung flacher. Der Fokus lässt sich nur noch schwierig halten. Der Bildschirm wird verschwommen. Du hörst Dich wie von außen. Immer wieder versuchst Du, den Blick zu schärfen. Es ist anstrengend. Deine Hände sind kalt und feucht. Du verspannst Dich. Hörst dem Gespräch nicht mehr aufmerksam zu. Eigentlich möchtest Du nur weg. Aber das geht nicht.

Quälende Themen in Deinem Kopf:

Ob der Kollege schon merkt, dass es Dir nicht gut geht?

Wenn jetzt der Chef reinkommt - das wäre fürchterlich unangenehm für Dich!

Bitte keine Panikattacke. Nicht jetzt, wo alle auf mich schauen!

Aber wohin? Was sollst Du denn sagen, warum Du das Büro verlassen musst? Vorzeitig aus dem Meeting gehen musst? Nicht mit zur Abendveranstaltung kommen magst?

Angst gehört für viele zum Alltag

Für rund 10 Millionen Menschen in Deutschland ist dies ein Thema, welches sie täglich begleitet. Darf ich vorstellen: der Begleiter heißt Angst beziehungsweise Angststörung. Dies ist ein Sammelbegriff für eine mit Angst verbundene psychische Störung. Das gemeinsame Merkmal dieser Angsterkrankungen ist, dass Betroffene starke Angst verspüren, ohne dass im Außen wirkliche Bedrohungen erkennbar sind.

Bei dieser immensen Anzahl an Betroffenen drängt sich die Frage auf:

Wie können wir eine Gesellschaft ermöglichen, in der das Tabuthema Angst salonfähig wird und Betroffene ihre Erkrankung nicht mehr verstecken müssen? Denn für viele Betroffene ist dies die größte Anstrengung: keiner darf mitbekommen wie sehr sie sich fürchten. Wie eingeschränkt ihr Leben ist. Wie unangenehm ihnen das ganze Thema ist. Wie sie sich oftmals schämen.

Da wir unser Privatleben nicht an der Garderobe ablegen können, ist es demnach auch eine gesellschaftliche Aufgabe, die Rahmenbedingungen an Arbeitsplätzen und in der Öffentlichkeit so zu gestalten, dass Angstzustände dort thematisiert werden dürfen. Und zeitgleich ein Umfeld geschaffen wird, welches so viel Freiraum lässt, wie die Betroffenen benötigen. Ohne Rechtfertigung oder komische Kommentare. Neben einer therapeutischen Begleitung, die sich für die meisten Betroffenen als absolut hilfreich erwiesen hat, möchte ich hier 3 Tipps für Menschen geben, die bisher mit der Angst vor der Angst und Panikattacken auf der Arbeit zu kämpfen haben. 

3 Maßnahmen, die den Leidensdruck verringern können

1. Tipp: Weihe einen Kolleg*in/Vorgesetzte*n Deines Vertrauens ein

Eine Vertrauensperson kann nachweislich helfen, mit schwierigen und angespannten Situationen umzugehen. Eine Person, der Du nichts erklären musst. Die einfach da ist, keine unangenehmen Fragen stellt und Dich durch Deine Angst begleitet. Denn nach einer Weile lässt die Angst fast immer nach - auch wenn es sich zwischendurch nicht so anfühlt.

2. Tipp: Bewege Dich ausreichend

Dein Körper braucht die Möglichkeit, Spannung abzubauen. Das kannst Du auch prophylaktisch machen. Bewege Dich regelmäßig, gerade wenn Du Stress hast. Klopf Deine Beine ab, schüttle Deine Arme aus und gehe auf und ab. Durch die Bewegung kann Dein Körper ruhiger werden und Stress loslassen - versprochen!

3. Tipp: Beginne mit Atemübungen und erlerne dadurch, dich zu steuern

Wenn Du merkst, dass Du Dich verspannst, dann widme Deiner Aufmerksamkeit kurz Deiner Atmung. Atme ganz locker kurz durch die Nase ein und dann durch den Mund langsam aus. Hilfreich kann es sein, dabei zu zählen. Du kannst zum Beispiel beim Einatmen bis drei zählen und beim Ausatmen bis sieben. Das ist aber nur ein Richtwert und muss natürlich nicht eins zu eins umgesetzt werden, wenn es für dich unangenehm ist. Dann achte einfach nur darauf, länger auszuatmen. Mach nach dem Ausatmen eine kleine Pause. Schau, dass es angenehm ist und achte bewusst auf das Ausatmen! Du wirst schnell merken, dass Du Dich in stressigen Situationen dadurch beruhigen kannst.

Doch es liegt nicht ausschließlich in den Händen der Betroffenen, denn der Umgang mit einer Angsterkrankung fordert sie schon in hohem Maße heraus. Alltägliche Situationen können zu großen Heraus- oder auch Überforderungen werden.

Deshalb ist jeder von uns an dieser Stelle aufgefordert, sich zu öffnen und dazuzulernen. Mein zentraler Appell ist: Bitte versuche nicht, der Person zu erklären, dass sie keine Angst haben muss. Die Angst ist in einer Panikattacke sehr real. Gib der betroffenen Person das Gefühl, dass es okay ist und sie sich nicht rechtfertigen muss. Hilfreich ist es, den Fokus zu verändern. Weg von der Panik, hin zu etwas anderem. Ablenkung erweist sich in vielen Situationen tatsächlich hilfreich! Wie das aussehen kann? Biete der Person an, mit ihr vor die Tür zu gehen. Eine Runde um den Block zu laufen, über das Haustier oder den Urlaub zu sprechen. Oder stell der Person Matheaufgaben. Klingt absurd? Aber es kann helfen! Durch Kopfrechnen verlassen wir das Hirnareal, welches für Angst zuständig ist, und Betroffene können unter Umständen aus der Panik rauskommen. Das ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Was bei allen Betroffenen gleich ist: emotionaler Druck, Unverständnis, Rechtfertigungen oder Bagatellisierung führen zu einer Verschlimmerung der Situation.

Lasst uns als Gesellschaft zeigen, dass wir uns mit Ängsten zeigen können und dennoch respektiert und geschätzt werden. Dass sich berufliche Anerkennung und Angststörung nicht ausschließen. Dass es keine Schwäche ist, sich mit seiner Angst zu zeigen, sondern eine verdammt große Stärke!

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Laura Roschewitz
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